Kannibalismus in Dresden
Der Täter machte, was das Opfer von ihm verlangte. Ein sächsischer Hauptkommissar soll einen Geschäftsmann aus Hannover getötet und zerstückelt haben – die beiden lernten sich in einem Internetforum für Kannibalen kennen.
Am Freitag gab die Polizei Einzelheiten zur Gruseltat in Sachsen bekannt. Demnach hatten LKA-Mitarbeiter Detlef G. (55) und Unternehmensberater Wojciech S. im Oktober über eine einschlägigen Internetseite Kontakt aufgenommen. Im gleichen Forum lernten sich bereits 2001 der Kannibale von Rothenburg, Armin Meiwes, und sein Opfer Bernd Brandes kennen.
Detlef G. und Wojciech S. schrieben sich über Wochen SMS und telefonierten miteinander, um ihr Vorhaben zu planen. Aus den Protokollen geht hervor, dass sich der Niedersachse töten lassen wollte. Zeugen berichten, dass er seit seiner Jugend davon fantasierte, „sich töten und aufessen zu lassen“, so Dresdens Polizeipräsident Dieter Kroll. Wojciech S. war seit 25 Jahren verheiratet, hat eine 14-jährige Tochter. 2011 war er Kandidat bei der Regionswahl der CDU Hannover.
Am 4. November war es schließlich so weit: Der 59-jährige Wojciech S. setzte sich in einen Bus, der ihn nach Berlin brachte. Er stieg um und fuhr nach Dresden. Am Bahnhof erwartete ihn Detlef G. Die beiden fuhren zusammen nach Reichenau im Ost-Erzgebirge. Hier betreibt Detlef G. zusammen mit seinem Mann eine Pension, in der aber zum Tatzeitpunkt keine Gäste anwesend waren.
Im Kellergewölbe schnitt Detlef G. seinem Opfer die Kehle durch. „Die Verabredung war, dass die Tötung unmittelbar erfolgen sollte“ berichtet Kriminaldirektor Maik Mainda. In den folgenden fünf Stunden zerlegte der Polizist sein Opfer. „Zum Teil in sehr kleinteilige Stücke“, so Mainda. Polizeipräsident Kroll spricht von einer „bizarren Behandlung eines Leichnams“.
Am Mittwoch hatte die Polizei Detlef G. an seinem Arbeitsplatz im LKA Sachsen festgenommen, nachdem Kollegen in Hannover nach Zeugenbefragungen, Auswertung von Handy- und Internetdaten auf Detlef G. aufmerksam geworden waren. Ein Geschäftspartner von Wojciech S. hatte ihn vermisst gemeldet.
Detlef G. sitzt in Untersuchungshaft. Er hat ein Teilgeständnis abgelegt. Er habe Wojciech S. auf dessen Verlangen hin getötet. Seine Tat habe weder sexuelle und kannibalistische Hintergründe. Allerdings hat die Polizei auf dem Grundstück, auf dem Detlef G. sein Opfer vergrub, noch nicht alle Leichenteile gefunden.